Brachytherapie – bei Prostatakrebs Heilung ohne Skalpell
Mit der „LDR-Brachytherapie“, auch „Seed-Implantation“ genannt, hat sich eine moderne Variante der Strahlenbehandlung etabliert. Sie erlaubt Patienten mit lokal begrenztem Prostatakarzinom ein Leben ohne größere Einschränkungen auch nach der Therapie.
Bei „LDR“ handelt es sich um die Abkürzung für „low dose rate“, also eine niedrige Dosierung und „Brachys“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet übersetzt „kurz“. Der Begriff „Seed“ kommt aus dem Englischen und heißt übersetzt „Korn“.
Der Name LDR-Brachytherapie beschreibt somit praktisch schon das Verfahren: Reiskorngroße radioaktive Plättchen werden mit einer Nadel durch die Haut direkt in die Prostata eingeführt und dort exakt platziert „Der Eingriff erfolgt meist unter Vollnarkose und dauert etwa eine bis anderthalb Stunden“, erklärt Dr. Stefan Carl den Ablauf. „Das geht alles ohne Skalpell und ohne einen Schnitt, der Patient bleibt äußerlich unversehrt und auch die Prostata bleibt im Körper“, schildert der Arzt die Vorteile der Brachytherapie.
Die genaue Platzierung der Seeds erfolgt mit Hilfe von hochauflösendem Ultraschall, der die Prostata und die benachbarten Organe (Enddarm und Harnblase) dreidimensional darstellt. Die kleinen „Körner“ entfalten in der Prostata ihre Wirkung, indem sie zielgenau und exakt dosiert den Tumor und nicht zugleich gesundes Gewebe oder auch andere Organe mitbestrahlen. Denn die Strahlung besitzt eine sehr kurze Reichweite. Dank der millimetergenauen Platzierung der Körnchen, die mit einem Computerprogramm fortlaufend kontrolliert wird, wird eine Schädigung des umliegenden gesunden Gewebes verhindert und es werden nur die Tumorzellen abgetötet. „Wir verwenden radioaktives Jod 125 mit einer Halbwertszeit von zwei Monaten“, erläutert Dr. Johannes Andreas. Etwa ein Jahr nach der Implantation der Seeds erlischt deren Strahlenaktivität.
Obwohl der Eingriff längst nicht so belastend wie eine operative Entfernung der Prostata ist, handelt es sich bei der Brachytherapie doch um ein aufwändiges Operationsverfahren, das einen hohen technischen und apparativen Aufwand erfordert. Dabei bilden verschiedene Fachärzte – vom Strahlentherapeuten über den Urologen bis hin zum Medizinphysiker und zum Anästhesisten – das Operationsteam. Trotzdem kann der Patient schon am zweiten Tag nach dem Eingriff das Kreiskrankenhaus Emmendingen wieder verlassen.
Die Brachytherapie hat somit eine Reihe von Vorteilen: Sie bietet gleich gute Heilungschancen, ist jedoch für den Patienten deutlich schonender und hat weniger Nebenwirkungen als eine herkömmliche Operation oder Bestrahlung von außen. In Frage kommt das Verfahren entsprechend den medizinischen Leitlinien der Europäischen Gesellschaft für Urologie bei vergleichsweise wenig aggressiven Tumoren. Es ist ferner bei mittelgradig aggressiven Tumoren anerkannt. Bei jedem Patienten wird das Behandlungskonzept in unserer Abteilung dabei auf seine individuelle Situation und auf das jeweilige Tumorstadium angepasst.
Potentielle Begleiterscheinungen: Mögliche Begleiterscheinungen der Seed-Implantation sind fast ausschließlich vorübergehender Natur: Blutspuren im Urin oder in der Samenflüssigkeit, eine Blutergussbildung im Dammbereich aufgrund des Einstechens der Hohlnadeln, ein vermehrter Harndrang oder eine Resturinbildung können auftreten. Sehr selten kommt es zu einer Harnwegs-, Prostata- oder Enddarmentzündung. Ein unwillkürlicher Urinverlust tritt äußerst selten auf (bei weniger als 1% der Patienten), zu einer strahlungsbedingten Potenzstörung (bei weniger als 10% der Patienten) kommt es meist erst Jahre nach der LDR-Brachytherapie. Sie ist meist gut mit Medikamenten zu behandeln.
„Bei mehr als tausend bei uns behandelten Patienten kam es in keinem einzigen Fall zu schwerwiegenden Ereignissen während oder unmittelbar nach der Operation. Es ereignete sich keine Nachblutung, kein Schlaganfall oder eine tiefe Beinvenenthrombose“, erläutert Dr. Michael Meilinger die Ergebnisse einer Patientenauswertung am Kreiskrankenhaus Emmendingen.
Ein wesentlicher Aspekt der Therapie ist die schnelle Erholung und damit die Möglichkeit der raschen Wiederaufnahme der Alltagsaktivitäten innerhalb weniger Tage. Eine Rehabilitationsmaßnahme wird nur in seltensten Fällen von den Patienten in Anspruch genommen. Meist wird die Arbeit bereits zwei Wochen nach der Behandlung wieder aufgenommen.
Mehr Informationen finden Sie auf der Internetseite unseres Zentrums für Brachytherapie Südwest
https://www.brachyzentrum.de/